Gemeinden der Region
Tiefenbronn -  25.02.2024
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Tiefenbronn geht aufs Ganze: Hoffnungen hängen an Erweiterung des Gewerbegebiets Ost

Tiefenbronn. Keine höheren Steuern, keine neuen Schulden, so viele Investitionen wie seit vier Jahren nicht mehr. Und trotzdem wird Tiefenbronn trotz der Krisenjahre für Kommunen in diesem Jahr einen kleinen Überschuss mit dem Haushalt erzielen. 105 000 Euro wird die Gemeinde laut Plan am Jahresende im Plus abschließen. Allerdings: Das klappt nur, weil die Bietgemeinde das allermeiste Geld, das sie in der Kasse hat, einsetzt, um alles stemmen zu können. Der Kassenbestand von heute 2,07 Millionen Euro wird am Jahresende auf 978.000 Euro geschrumpft sein. So berechnet es Jessica Bertsch, die designierte Nachfolgerin von Kämmerin Cornelia Hoeß.

Das Tiefenbronner Gewerbegebiet Ost liegt an der Landesstraße in Richtung Heimsheim. Es soll nun auf den freien Flächen im Bildvordergrund weiter wachsen. Vor der Sommerpause soll der Bebauungsplan stehen. Grundstücke werden schon zum Verkauf ausgeschrieben.
Das Tiefenbronner Gewerbegebiet Ost liegt an der Landesstraße in Richtung Heimsheim. Es soll nun auf den freien Flächen im Bildvordergrund weiter wachsen. Vor der Sommerpause soll der Bebauungsplan stehen. Grundstücke werden schon zum Verkauf ausgeschrieben. Foto: Archivfoto: Meyer

Hoeß, deren letzter Haushaltsplan vor dem Ruhestand der Etat 2024 ist, wurde von Bürgermeister Frank Spottek in seiner Haushaltsrede „für ihre tolle, jahrzehntelange Arbeit“ gewürdigt. Sie verabschiedet sich mit einem soliden Zahlenwerk, dass alle Aufgaben, Abschreibungen und Investitionen so finanziert, dass keine Kredite nötig sind. Der Gemeinderat segnete das einstimmig ab. Rathauschef Spottek strich vor allem heraus, wie viel Tiefenbronn in diesem Jahr anpackt. 6,3 Millionen Euro werden investiert. Viel für eine Gemeinde mit einem Haushalt, der Gesamtausgaben von 16,8 Millionen Euro aufweist.

Es sind wichtige Projekte dabei, auf die schon jahrelang hingearbeitet worden ist. Vorneweg das größte Vorhaben des Jahres: die Erweiterung des Gewerbegebiets Ost. Vor der Sommerpause, so Spottek, soll der Bebauungsplan fertig sein. Gewerbegrundstücke würden bereits auf allen Kanälen zum Verkauf ausgeschrieben. „Da wird es dieses Jahr vorangehen“, freut sich der Bürgermeister. In der selben Sitzung am Freitagabend billigte die breite Ratsmehrheit den Entwurf für die Erweiterung und wägte Stellungnahmen von Behörden und Verbänden ab. Ein Hinweis des Regionalverbands Nordschwarzwald etwa, Einzelhandelsbetriebe auszuschließen, den CDU-Rat Wolfgang Liebl scharf kritisierte, wird nicht übernommen. Bauamtsleiter Stefan Tetting meinte, man wolle Möglichkeiten etwa für Werksverkäufe oder ähnliches nicht versperren. Am Ende stimmten nur Pina und Ihno Stähle (Liste Mensch und Umwelt) gegen die Gewerbepläne – wegen des Verlusts landwirtschaftlich wertvoller Flächen.

Das zweite Dauerthema ist das Wohnen in der Neuen Ortsmitte Mühlhausen. Für Tiefbau, Kanäle, Wasserleitungen an der Mittelstraße sind 725 000 Euro eingeplant. „Dadurch wird dann das große Bauprojekt vorbereitet, das Sie im Gemeinderat die letzten Jahre maßgeblich erarbeitet haben.“ Auch hier würden Bauplätze schon ausgeschrieben.

Die Sanierung der Gemmingenhalle in Tiefenbronn, zentral fürs Vereinsleben, braucht noch Zeit, weil die wichtigen Zuschüsse dafür noch ungewiss sind. 2024 setzt die Gemeinde deshalb erst eine halbe Million von den geschätzten Kosten von 5,8 Millionen Euro an.

Weitere 600.000 Euro für die Kanäle, die mit einem Inlinerverfahren gerichtet werden sollen, ohne die Straßen dafür aufzureißen, sind für Spottek ebenfalls bestens angelegtes Geld. Das würde mittelfristig teurere Reparaturen ersparen.

Die Ratsfraktionen lobten den Haushaltsplan. Auch wenn es an manchen Punkten beim einen oder anderen noch Sorgen gibt. Rita Gerhäusser (Freie Wähler) und Bettina Günther (LMU) etwa fragten, wie sicher die eine Million Euro Einnahmen sei, die aus Grundstücksverkäufen eingeplant sind. Tetting antwortete, sowohl für Grundstücke in den künftigen Gewerbegebietsflächen als auch in Mühlhausens Neuer Ortsmitte habe es einige Anfragen von Interessenten gegeben. Von Firmen erwarte die Gemeinde auch konkrete Bewerbungen. Nils Hof (SPD) hat keine Sorgen, dass die Verkäufe nicht klappen könnten. Er sprach von einem soliden Haushalt mit der „guten Botschaft“, keine Kredite zu brauchen. Und Stefan Kunle (CDU) meinte, die größten Vorhaben im Haushalt kämen erst in der zweiten Jahreshälfte zum Tragen. Bis dahin wisse man mehr über den Erfolg am Grundstücksmarkt – und könnte im Ernstfall Projekte noch mal schieben.

Denn dass Tiefenbronn mit Vorsicht wirtschaften müsse, betonte CDU-Rat Bernd Schmid. Schließlich benötige die Gemeinde für ihre Vorhaben den größten Teil des Kassenbestands. „Das können wir nicht noch mal machen“, warnte er. Allerdings: Die neuen Gewerbeflächen würden der Gemeinde mehr Steuereinnahmen bringen und den Tiefenbronnern mehr Arbeitsplätze am Ort.

Autor: Alexander Heilemann