Investor schlägt Abriss des Victor-Rehm-Gebäudes vor - Berliner Büro will Kita und Garage in Pforzheim
Pforzheim. „Wir würden uns freuen, wenn Sie als Gemeinderat der Stadt Pforzheim dieses bedarfsorientierte, ökologisch sowie technologisch ausgereifte Projekt unterstützen würden.“ So steht’s in einem Begleitschreiben der sysCompany GmbH (Berlin) an den Gemeinderat beziehungsweise die Pforzheimer Stadtverwaltung, Chefetage. Es geht um eine der prägnantesten Immobilien der Stadt in exponierter Lage: die sich in Insolvenz befindende Firma Victor Rehm zwischen Enz und Jörg-Ratgeb-Straße, Rossbrücke und „Bootspick“. Die Stadt hat sich nach der Insolvenz immerhin das Vorkaufsrecht gesichert.
Also nichts mit dem von Wolfgang Scheidtweiler (Brauhaus, „Parkhotel“) angedachten Mode- und Kunstmuseum samt Wohnen? Sondern ein Parkhaus? Da dürfte sich so mancher Stadtplaner vor Schreck am Frühstücksei verschlucken.
Den Bau – der alte aus dem Jahr 1945, die Erweiterung von 1958 – könne man jedenfalls „never ever nutzen“ (also niemals mehr), der Zustand sei „eine Katastrophe“, sagt Franka Schult, Chefin von sysCompany. Allenfalls bis Ende März oder spätestens Ende Juli wolle sie mit einer Auffanggesellschaft „Metallbautechnologie Rehm GmbH“ und 14 zu übernehmenden Mitarbeitern die alten Maschinen in Schwung halten (immer vorausgesetzt, der Insolvenzverwalter akzeptiere ihr nachgebessertes Angebot), dann mit dem deutlich geschrumpften Unternehmen in eine der leerstehenden Immobilien in der Stadt ziehen – und den markanten Bau an der Enz plattmachen. Kostet laut Voranschlag eines Pforzheimer Abbruchunternehmens 224.000 Euro. Denkmalschützerische Gründe stünden dem nicht im Weg, so Schult im Gespräch mit der PZ, allenfalls eine Veränderungssperre im Bebauungsplan.
Kita könnte ins Erdgeschoss
An Stelle der ehemaligen Fabrik könne dort eine Hochgarage mit rund 200 Stellplätzen auf sieben Etagen und gegebenenfalls (dann fielen eben einige Stellplätze weg) mit einer Kita im Erdgeschoss auf rund 300 Quadratmetern entstehen – für die Mitarbeiter des geplanten Sozialrathauses im ehemaligen Sinn-Leffers-Gebäude, die Caritas im Martinsbau und die Betreiber des Ibis-Styles-Hotels an der Bleichstraße.
Die Fassade könne ökologisch begrünt und die Nordseite von regionalen Künstlern genutzt werden. E-Mobilität, Digitalisierung, Sharing-Konzepte und autonomes Fahren könnten Berücksichtigung finden. Das Parkhaus würde als Knotenpunkt für den in innerstädtischen Bereichen gewünschten Umstieg auf Fahrrad, E-Scooter oder ÖPNV dienen und „im Sinne eines Rundum-Services“ Ladestationen, sogar Ausleihstationen für Kinderwagen und Regenschirme zur Verfügung stellen. Eine Solaranlage solle diese Quartiersgarage versorgen. Man habe bereits mit dem Würmer Unternehmensberater und Freie-Wähler-Stadtrat Michael Schwarz Kontakt aufgenommen – der das Vorhaben begrüßt habe.
Stadt Pforzheim lehnt Konzept ab
Die Idee eines Parkhauses beziehungsweise einer Quartiersgarage an dieser städtebaulich prägnanten Stelle „halten wir“ – auch ohne Kenntnis konkreterer Planungen – „für ausgeschlossen“, so der städtische Sprecher Stefan Baust auf PZ-Anfrage. Wegen der vom Gemeinderat beschlossenen Veränderungssperre dürften genehmigungspflichtige Bauvorhaben nicht vorgenommen und bauliche Anlagen nicht beseitigt werden. Ebenso dürften erhebliche oder wesentlich wertsteigernde Veränderungen am Grundstück und an den baulichen Anlagen nicht vorgenommen werden.
Da sich die Stadt jedoch bei der Entwicklung des Rahmenkonzepts Parken auch mit dem Thema Quartiersgaragen auseinandersetze, nehme man gerne Kontakt mit dem potenziellen Investor auf, „vielleicht kommt es ja bei diesem Thema an anderer Stelle zu einer Zusammenarbeit“ (Baust).
